Einsatzkräfte aus den Bundesländern Steiermark und Kärnten haben den Tunnelblick – im positiven Sinn: Der Herzogbergtunnel war im September Schauplatz einer länderübergreifenden Übung.
Schadensfälle in unterirdischen Verkehrsanlagen bedürfen einer selektiven Betrachtung, daraufhin wurden die anrückenden Feuerwehren schon vorab sensibilisiert. Bei einer Vorbesprechung für die Führungskräfte drei Tage vor der Großübung wurden die Teilnehmer daraufhin unterwiesen, damit alle eingesetzten Kräfte auch genau wussten, was sie in der ca. zwei Kilometer langen Schad-Röhre in Fahrtrichtung Klagenfurt erwartet: ein brennender Lkw, (Schwer-)Verletzte, Stau, Hindernisse, teilweise Nullsicht. Trotz dieser Informationen im Vorfeld, bleibt das Übungsszenario realitätsnahe, denn in Autobahntunnels sind meist Hunderte Videokameras installiert, womit sie zu den am besten überwachten Verkehrsanlagen zählen. Details zur Schadenslage stehen demnach auch im Ernstfall zur Verfügung, die Schwierigkeit findet sich in der komplexen Abarbeitung des Einsatzes!
Rein ins Übungsszenario
20 Uhr, Erstalarm über Funk (FW-VO-Haupt) – die Südautobahn (A2) zwischen Mooskirchen und den Packsattel ist für den gesamten Verkehr in beide Richtungen gesperrt. Nur wenige Minuten nach der Alarmierung fahren das KRF-S Tunnel Mooskirchen und das RLFA 2000 Tunnel Steinberg beim Ost-Portal, die Anströmseite (!), in den Herzogbergtunnel ein. So weit, ehe ein Weiterkommen aufgrund des Rückstaus nicht mehr möglich ist. Die Anspannung steigt bei den SKG-Geräteträgern, denn zum einen sind das Wissen und das Können, welches das Szenario abverlangt enorm. Zum anderen wirkt die „Kulisse“ verblüffend echt. „SAN-REAL“ muss die Meldung lauten, falls wirklich was passiert, rotiert in den Köpfen der Einsatzkräfte ebenso, wie das eigentliche Ziel: „Löschen um zu Retten.“ Zu Letzteren gehören u. a. die Unterbindung der Rauchentwicklung, um die Einsatzbedingungen zu verbessen sowie das Kühlen des Bauwerks, um die Einsturzgefahr zu reduzieren. Dynamisch und zielgerichtet ist hierfür Löschwasser im richtigen Verhältnis – 2/3 auf das Bauwerk, 1/3 auf das Brandobjekt – aufzubringen.
Angriff von zwei Seiten
Parallel dazu trägt die Besatzung des KRF-S Tunnel Modriach, des RLFA Tunnel 2000 Pack und des TLFA 2000 Edelschrott einen Nebenangriff über die „Gesunde-Röhre“ vor. Obwohl hier keine bzw. nur wenig Verrauchung vorliegt, tragen die Einsatzkräfte, die über Querschläge zur „Schad-Röhre“ gelangen, umluftunabhängigen Atemschutz, sprich Sauerstoffkreislauf- und Langzeitpressluftatmer-Geräte.
Priorität beim Aufbau der Löschwasserversorgung haben die zwei B-Leitungen. Eine wird vom RLF Tunnel, die andere von einer Feuerlöschnische (FLN) gespeist. Über zwei Verteiler stehen somit drei C-Schläuche mit Hohlstrahlrohren für die Brandbekämpfung zur Verfügung. Sorgfältig achtet man dabei auf das Schlauchmanagement. Werfen ist tabu, denn bei schlechter Sicht gehen Schläuche rasch verloren bzw. können sich Kupplungen bei unerkannten Hindernissen (z. B. Fahrzeuge) verheddern. Der Lehrmeinung entsprechend hat man daher erst gekuppelt, den Schlauchträger beim Verteiler positioniert und danach die C-Schläuche nach hinten ausgezogen. Dazu versorgt ein weiterer B-Abgang des RLF-Tunnel das LUF 60, das im Zuge der Nachalarmierung in puncto Schlauchtransport und Bauwerkkühlung zum Einsatz kommt.
Suchen und Retten
Insgesamt sind es sechs Personen und zwei Dummys, die die Einsatzkräfte „retten“ müssen. Eine wichtige Hilfe dabei ist der „Verbindungsoffizier“ – im Fall der A2 Tunnelkette Pack – gestellt von der Berufsfeuerwehr Graz in der Verkehrsmanagementzentrale Plabutsch, der die Einsatzleitung mit aktuellen Infos der Kamerabilder versorgt.
Beim Suchen und Retten gehen die Prokuristen professionell vor, sie setzen das Gelernte korrekt um und halten wichtige Vorgaben, wie, dass das Absuchen der Abströmseite erst nach Rücksprache mit der Einsatzleitung (FF Steinberg) und der Abschnittseinsatzleitung (FF Modriach) erlaubt ist, akkurat ein. Bei der Menschenrettung bewährt hat sich die (erweiterte) Tunnellausrüstung: WBK, Korbtrage, Suchstöcke sowie PowerFlares-Warnleuchten, mit denen schnelle und einfach die Gefahrenstelle markiert wird.
Kein Input, kein Output
Wie erwartet hat sich gezeigt, dass das Engagement in Friedenszeiten für den erfolgreichen Abschluss dieser Übung verantwortlich zeichnet. Es braucht entsprechenden Input – umfangreiche Sicherheitskonzept, durchdachte Alarmierungspläne, modernes Equipment sowie großangelegte Übungen –, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Dem wurde man im Vorfeld gerecht.
Danke!
Herzlichen Dank an dieser Stelle für die hervorragende Zusammenarbeit der Einsatzkräfte und gegenseitige Unterstützung bei der Großübung – ASFINAG, Rotes Kreuz, Polzei, Behörde und Feuerwehr.
Eingesetzte Kräfte
West-Portal: KRFS-Tunnel Modriach, RLFA 2000 Tunnel Pack, TLF 2000 Edelschrott, MTFA Modriach (AEL), KRF-S Tunnel Pack, HLF 3 Tunnel Voitsberg und RLFA 3000 Preitenegg (Kärnten).
Ost-Portal: ELF, KRF-S Tunnel sowie RLF 2000 + LUF Mooskirchen, TLFA 2000 Krems, TLFA 3000 Ligist, MTFA Steinberg (EL), ELF Mooskirchen (EL) sowie RLFA 2000 Tunnel Steinberg.
Rotes Kreuz, Exekutive, BH-Voitsberg und ASFINAG.
Übungsbeobachter: BR Ing. Klaus Gehr (BFV-Voitsberg), OBR Wolfgang Weisshaupt (BFV-Wolfsberg)
Anmerkung: Während der Übung galt für alle Beteiligten die verpflichtende Einhaltung der aktuell geltenden Covid-Bestimmungen sowie die Beachtung der 3-G-Regel.
Bericht: Bereichsfeuerwehrverband VOITSBERG
Bilder: ABI Artur Holawat (BFVVO) und ABI Ewald Hofer (Blaulicht.at)
Die Bilderstrecke finden Sie bei Feuerwehr Mooskirchen.