Die Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt ist im Zielsprint. Ende des Jahres geht der gesamte Teilbereich auf Kärntner Seite in Betrieb. Die Inbetriebnahme erfordert viel Vorbereitung und Know-how. Die Sicherheit steht dabei an erster Stelle. Bevor die ersten Züge unterwegs sein dürfen, heißt es daher testen, üben und einschulen. Unter anderem werden in den kommenden Wochen und Monaten bei allen neuen Kärntner Eisenbahntunneln Einsatzübungen mit den betroffenen Freiwilligen Feuerwehren und Rettungskräften abgehalten. Auf diese Weise werden die Hilfs- und Einsatzkräfte mit den neuen Bauwerken und den Sicherheitseinrichtungen vertraut gemacht.
ÖBB Presse – Aussendung v. 25. August 2023
Als Abschluss von den Einsatzübungen und Schulungen fand am Samstag, den 18.11.2023 eine große Einsatzübung gemeinsam mit den ÖBB, Roten Kreuz und Polizei erstmals im neuen Granitztaltunnel statt.
Die monatelangen Übungen und Begehungen sowie das Zusammenspiel der einzelnen Einsatzkräfte untereinander und die Funktionalität der gegebenen Infrastruktur wurden auf die Probe gestellt.
Übungsszenario:
Ein ÖBB Mitarbeiter meldet der BFZ Villach die Entgleisung infolge eines Radreifenbruchs des Zuges 4711 KT-Lav (Desiro) im Kilometer 78,000 auf Gleis 1 im Granitztaltunnel. Im Zug befinden sich ca. 60 Bahnbenützer.
Aufgrund von Rauchentwicklung wird die Selbstrettung in Kraft gesetzt. Es können sich ca. 40 Personen in die sicheren Bereiche begeben. Jedoch ca. 20 Personen sind verletzt und müssen durch Fremdrettung aus dem Zug gerettet werden.
Der “Start” für die Übung war ein stiller Alarm per Blaulicht SMS an die teilnehmenden Feuerwehren, um so auch den Anfahrtsweg einsatzgetreu einzuplanen. Währenddessen aktivierten die Mitglieder der BTF ÖBB Infra-AG St. Paul den am Bahnhof St. Paul stationierten Rettungszug.
Herausforderung an die Atemschutzgeräteträger
Nach Herstellung des sicheren Einsatzbereiches am Nord- und Süd-Portales und Besetzung der Lüfterzentrale wurden an die 20 Atemschutzträger mit dem Rettungszug in den Granitztaltunnel gebracht. Von der “gesunden” Röhre gelangten die Trupps durch Querschläge zum Einsatzgeschehen. Um die Übung sehr praxisnahe zu gestalten, wurde die Tunnelröhre verraucht und Betroffenendarsteller eingesetzt, die sehr realistisch geschminkt wurden.
Die Atemschutzträger führten mit den im Tunnel befindlichen Wasserentnahmestellen und Armaturen einen Löschangriff durch und mussten die Opfer aus dem Zug befreien. Aufgrund der eingeschränkten Sicht, des beengten Bewegungsraumes und die etwas längeren Rettungswege waren sehr herausfordernd und belastend. Die 20 Schwerverletzten wurden mit Transportwägen und Rettungstragen zum Rettungszug gebracht, die restlichen Verletzten konnten über die Lüfterzentrale in Sicherheit gebracht werden.
Anschließend fuhr der Rettungszug mit den Opfern und Feuerwehrkameraden wieder Richtung Bahnhof St. Paul, wo die Verletzten den Rettungsdienst übergeben wurden.
Nach rund zwei Stunden konnte die Übung beendet werden.
90 Feuerwehrkameradinnen und Kameraden von den Feuerwehren St. Paul, Granitztal, St. Georgen, Maria Rojach, St. Andrä, Wolfsberg, BTF ÖBB Infra-AG St. Paul sowie von der FF Ruden und Untermitterdorf aus dem Bezirk Völkermarkt nahmen an der Übung teil.
Als Koordinatoren fungierten EOBR Bernhard Schütz und BR Magnus Semmler, als Beobachter waren OBR Wolfgang Weißhaupt, BR Christian Schütz, HBI Wolfgang Kobold und HBI Christoph Hinteregger. In der Einsatzleitstelle fanden sich BTF Kommandant OBI Michael Maurer, ABI Gerald Sulzer, ABI Christoph Gerak vom BFKdo Wolfsberg und BR Werner Opetnik vom BFKdo Völkermarkt ein.